Wenn Sie zu einer öffentlichen Demonstration medialer Fähigkeiten gehen, kann es sein, dass das Medium Sie anspricht, weil ein Geistwesen sich Ihnen mitteilen möchte. Das Medium wird Ihnen zuerst Informationen geben, die Ihnen ermöglichen sollten, die verstorbene Person eindeutig zu identifizieren. Geben Sie in diesem Fall laut und deutlich Antwort, ohne allerdings dem Medium ungefragt zusätzliche Informationen zu liefern. Auch wenn Sie nicht direkt angesprochen sind, aber den Eindruck haben, die vom Medium beschriebene Person zu erkennen, dann melden Sie sich bitte. Manchmal ist es für das Medium schwierig, das Geistwesen einer Person im Publikum eindeutig zuzuordnen. Es können auch Hinweise auf verstorbene Haustiere und noch lebende Personen vorkommen. Versteifen Sie sich nicht auf feste Erwartungen. Ist die Person aus der Geistigen Welt erkannt und zugeordnet, bekommen Sie in der Regel Hinweise auf Ihr eigenes Leben, die Ihnen möglicherweise nützlich sein können. In einer öffentlichen Demonstration werden keine Geheimnisse ausgeplaudert, und Sie werden nicht blossgestellt. Es wird Ihnen auch nicht die Zukunft prophezeit oder die Lösung aller Probleme geboten. Bedenken Sie jedoch die Hinweise, die Sie erhalten, mit gesundem Verstand. Die Verantwortung für Ihre Entscheidungen und Handlungen bleibt in jedem Falle bei Ihnen. Sprechen Sie in Gedanken mit Ihren Lieben in der Geistigen Welt, wie Inge Meysel dies mit ihrem Mann getan hat. Machen Sie sich aber nicht abhängig von solchen Jenseitskontakten, weder von ihren eigenen noch von einem bestimmten Medium. Das Zusammentreffen von Geistseelen aus dem Diesseits und dem Jenseits sollte zu einem frohgemuten, aufbauenden, berührenden und herzerfrischenden Kontakt der beiden Welten führen, zu einer Atmosphäre der Liebe und Freude, die für alle Anwesenden spürbar wird, auch wenn sie nicht persönlich angesprochen werden.
Oft wird gesagt, man solle die Toten ruhen lassen, man solle nicht versuchen, Verstorbene in der physischen Ebene festzuhalten, die Geistseelen Verstorbener befänden sich in einem für uns wenig zuträglichen „Astralbereich“, den man als Medium möglichst meiden sollte, und überhaupt sei es der Trauerarbeit der Hinterbliebenen hinderlich und psychologisch ungesund, sich mit den Verstorbenen im Jenseits zu beschäftigen. Sowohl von psychologisch-ärztlicher Seite als auch von esoterisch-religiöser Seite wird da viel Unsinn geredet. Unsere über dreissigjährige Erfahrung mit der Medialität hat uns gelehrt, dass es auch in der Medialität ganz natürlich und vernünftig zugeht. Ein Mensch, der stirbt, verlässt seinen physischen Körper und lebt in einer andern Dimension weiter. Was er behält, sind sein Wahrnehmungsvermögen, seine Denkfähigkeit, seine Erinnerungen und seine Gefühle. Bei dem, was wir einen „natürlichen“ Tod nennen, kann die Geistseele des Verstorbenen oft sofort ihre physische Umgebung wahrnehmen. Sie sieht, was mit ihrem Leichnam geschieht, hört und spürt, was die Angehörigen sagen und denken. Später, beim Übergang in die nächste Ebene, erlebt das Geistwesen eine Art Rückschau auf sein Leben, in der es erkennen kann, was es in seinem Erdenleben hätte besser machen können. Es wird von seinen Lieben, die vor ihm ins Jenseits gegangen sind, empfangen, und von seinen geistigen Helfern und Begleitern unterstützt und beraten. Menschen, die unerwartet und plötzlich aus dem Leben gerissen werden, brauchen manchmal etwas länger, ehe sie sich orientieren können. Es stimmt aber nicht, dass Selbstmörder bestraft werden – es ist schlimm genug für sie, wahrnehmen zu müssen, welche Pein und Nöte sie in der Regel den Zurückgelassenen verursacht haben, und um welche Lernerfahrungen sie sich selbst betrogen haben.
Immer mehr Menschen haben den Eindruck, dass sie selbst Zeichen und Gedanken von Jenseitigen empfangen, wissen aber meist nicht, wie sie damit umgehen sollen. Einige Leute fühlen sich von Geistwesen bedrängt, gestört oder gar verfolgt. Diese Gefühle beruhen in der Regel auf einem Irrtum: Weil ich zwar etwas mir Fremdes wahrnehme, es aber nicht vernünftig einzuordnen weiss, macht es mir Angst. Meist sind es wohlwollende Wesen, verstorbene Angehörige oder Freunde, die sich bemerkbar machen wollen. Da sie jedoch nicht beurteilen können, welche Wirkung ihre Bemühungen auf uns haben, tun sie es gelegentlich ungeschickt. Wenn ich diesen vermeintlichen „Störern“ in Gedanken oder auch laut mitteile, dass ich sie wahrnehme, dass ihre andauernden Bemühungen, sich mitzuteilen mich aber eher stören und mir Angst machen, dann werden sie zurückhaltender sein. Über unerwünschte Kontakte zu Geistseelen werde ich weiter unten noch mehr sagen. Andere Leute wiederum möchten gerne genauer wissen, was das Geistwesen, das sie spüren oder im Traum sehen, ihnen gerne mitteilen möchte. Sie gehen dann oft zu einem Medium mit ausschliesslich dieser Frage im Kopf: „Was wollte mir mein verstorbener Vater, der mir im Traum erschien, mitteilen?“ Wie das Wort „ausschliesslich“ schon sagt, schliessen sie damit jede andere Kommunikation aus, was es dem Medium extrem schwierig macht, überhaupt irgend einen Kontakt zu bekommen, geschweige denn den gewünschten. „Kann ich denn nicht selber lernen, mit meinen Lieben im Jenseits zu sprechen?“ ist dann oft die Frage. Darauf gibt es mehrere Teilantworten:
1. Medialität ist lernbar, wie Klavierspielen oder Zeichnen lernbar sind. Die Begabung dafür allerdings ist nicht bei allen Menschen gleich. Bei einigen entwickelt sich die Medialität unter kundiger Anleitung schnell und leicht, bei andern dauert es länger und bleibt vielleicht etwas schwerfällig. Die Sensitivität („Spürigkeit“), die viele Leute haben, ist eine gute Voraussetzung.
2. Die Entwicklung der Medialität geschieht vorteilhaft in einer Gruppe unter kundiger Leitung. Psychologisch gesehen ist Medialität eine Art bewusst herbeigeführter und kontrollierter Bewusstseinsspaltung („Schizophrenie“). Ohne die Kontrolle durch eine „vernünftige“ Gruppe und eine erfahrene Leitung ist die Gefahr, in eine echte Psychose zu rutschen, zu gross.
3. Ist der Umgang und die Kommunikation mit Geistwesen einmal erlernt, ist es immer noch sehr schwierig, sich mit seinen eigenen Angehörigen zu unterhalten, weil die Gefahr besteht, dass die eigenen Wünsche, Ideen oder Befürchtungen für Mitteilungen aus dem Jenseits gehalten werden. Aus diesem Grund gehört zu einer guten Schulung in Medialität eine grundlegende Persönlichkeitsentwicklung.
4. Jenseitige kann man wohl bitten, näher zu kommen und sich mitzuteilen, herbeizitieren jedoch lassen sie sich nicht. Selbst die erfahrensten Medien können nie garantieren, dass sich eine bestimmte Person melden wird.
5. Die Frage ist noch, was ich unter „mit Verstorbenen sprechen“ verstehe. Manche Medien vermitteln den Eindruck, als hätten sie sozusagen die jenseitige Oma „am Draht“ und hörten sie sprechen wie am Telefon. Das ist praktisch nie so. Das Medium erhascht einzelne Eindrücke (Bilder, Ideen, Worte, Farben, Gefühle, Gedanken), die oft schwer von eigenen Einfällen und Erinnerungen zu unterscheiden sind. Aus diesen Puzzleteilen muss es dann die Mitteilung zusammensetzen.
Trotz all dieser Vorbehalte ist es durchaus möglich, in einer Art innerem Gespräch mit seinen Lieben im Jenseits Kontakt zu haben. Wichtig ist dabei nur, dass man sich nicht in eine Scheinwelt verirrt, sondern seinen gesunden Menschenverstand wach und beide Beine auf dem Boden behält.
Es gibt unterdessen in der Schweiz einige Medien, die ihre Persönlichkeit und ihre Medialität so gut geschult haben, dass sie selbst verlässliche Medien-Lehrerinnen und -Lehrer sind. Wenn Sie also sensitiv sind und den Wunsch haben, Ihre eigenen medialen Fähigkeiten zu entwickeln, brauchen Sie nicht mehr unbedingt zuerst nach Grossbritannien zu fahren, wie dies früher der Fall war. Dennoch ist es sinnvoll, wenn Sie die Möglichkeit haben, ein Seminar bei einem guten britischen Medium hier in der Schweiz oder in Grossbritannien besuchen zu können, diese Gelegenheit zu ergreifen. Je mehr verschiedene Unterrichtsformen und Lehrmeinungen Sie kennen lernen, desto besser können Sie sich dann selbst ein Urteil bilden und Ihren eigenen Weg finden.